Es gibt aber auch positive Entwicklungen, die aus dieser Pandemie entstehen. Dazu gehört unter anderem das immer stärker werdende Bewusstsein für Themen wie Nachhaltigkeit, Regionalität oder auch Solidarität gegenüber unseren Mitmenschen, der wieder entdeckten „kritischen Infrastruktur“ oder auch der lokalen Wirtschaft. Themen, die durch den Katalysator „Pandemie“ eine massive Beschleunigung erfuhren. Das Thema Klimawandel - derzeit übertönt von täglichen Corona-Fallzahlen und Neuigkeiten über weitere im Raum stehende Maßnahmen unserer Regierungen - wird mit Sicherheit in der Wahrnehmung noch stärker zurückkehren und voraussichtlich längerfristig noch mehr Veränderungsbereitschaft von uns abverlangen. Aber auch das Thema Digitalisierung gewann an Fahrt und wurde im Zuge der Pandemie von Bevölkerungsschichten neu entdeckt, die als potentielle „digital immigrants" schon verloren schienen. Auch wir bei Saint Charles konnten bei unseren Onlinekäufern vermehrt höhere Altersschichten entdecken. Käufer, die es vermeiden das Haus zu verlassen und sich damit Online versorgten. Und wer hätte gedacht, dass Video-Meetings in dieser Geschwindigkeit und so schnell zum Alltag werden können?
Das neue Bewusstsein, welches immer mehr an Fahrt gewinnt, wird auch für Unternehmen und Marken immer wichtiger werden. Und zwar jenseits von Hochglanzprospekten und von PR-Agenturen gepimpten Nachhaltigkeits-Berichten. Die Jahrzehnte, wo gute Produkte, kombiniert mit tollem Marketing, entscheidend für den Erfolg waren, schwinden zunehmend. Sie werden abgelöst durch zunehmend kritische Konsumenten, die das Handeln und Tun von Unternehmen und Marken hinterfragen oder ihre Produkte und deren Herkunft, samt Produktionsverfahren kritisch prüfen. Neue Begriffe wie "Sinnökonomie", "New Green Deal" oder "Transparenz" gewinnen an Bedeutung. Wachstum und Profit werden als alleinige Kennzahlen zunehmend in Frage gestellt. Ich bin persönlich überzeugt, dass Unternehmen zunehmend von Kunden und auch Mitarbeitern daran gemessen werden, welchen Beitrag sie in der Gesellschaft leisten.
Unser Weg bei Saint Charles führt uns dabei immer wieder vor große Herausforderungen, manchmal in eine Sackgasse, oft in unentdecktes Land. Der Zuspruch unserer Kunden und Mitarbeiter bestärkt uns jedoch, dass es Wert ist diesen Weg zu gehen.
wirtschaft.neu.denken | Eine Blogserie von Richard König
Bild: Refugium Prigglitz 2019, Alexander Ehrmann (r), Richard König (l)