Im Zuge der industriellen Revolution ist Leinöl weitestgehend von der Bildfläche verschwunden. Erst in jüngster Zeit erleben Pflanzenöle und speziell Leinöl wieder eine echte Renaissance. Massentierhaltung, Überfischung der Meere, Antibiotika-Aquakulturen und eine zunehmend vegane Lebensweise sorgten in den letzten Jahren für einen Omega-3 Mangel in unserer Ernährung - und dies nicht ohne gesundheitliche Folgen. Durch seinen hohen Anteil an Omega-3 Fettsäuren kann Leinöl hier einen besonders wertvollen Beitrag leisten. Leinöl ist nicht nur pflanzlichen Ursprungs, sondern wächst auch regional und liefert zusätzliche wertvolle Mikronährstoffe und wirkt dabei noch antioxidativ.
Aber Leinöl ist nicht gleich Leinöl. Die wertvollen, aber empfindlichen komplexen Fettsäuren, benötigen eine besonders behutsame Handhabung. Und das beginnt bereits beim Anbau.
Frische-Leinöl direkt vom Biobauer
Das weiß vor allem der Weinviertler Biobauer Karl Hogl. Er beginnt schon kurz nach der Aussaat im April mit der Bekämpfung gegen Unkraut - ohne Spritzmittel, versteht sich. Dazu wird die Erde zwischen den Pflänzchen sanft durchwühlt und das sogenannte Beikraut weitestgehend schon frühzeitig entfernt. Was sich später trotzdem durchsetzt, trägt dann Namen wie Distel oder Gänsefuß und zeugt von gelebter Biodiversität am Feld. Wir konnten uns am Niederösterreichischen Mannhartsberg-Plateau, nahe an der Grenze zum Waldviertel, direkt am Feld, selbst davon überzeugen. Dort, wo nicht nur das Beikraut vor Kraft strotzt, sondern auch die Begrenzungen des Ackers fließend in die wilde Wiese übergehen.Aber nicht nur das macht Bio und Regionalität aus, sondern auch die kleinen Biofelder, die Karl Hogl bewirtschaftet. Neben Lein bewirtschaftet er beispielsweise auch Kürbis oder Dinkel in Bio-Qualität auf seinen Feldern. Natürlich werden Leinsamen aus biologischer Landwirtschaft für die Saat verwendet und Ungeziffer sind, so erzählt uns Karl Hogl, kein großes Thema. Das wäre eher ein Problem für die Massenindustrie und bei großen Anbauflächen.
Ist die Pflanze erst einmal groß, so erblicken schöne blaue Mini-Blüten das Leben. Das Leinfeld wird in dieser Zeit zu einem wunderschönen blauen Meer. Die Bestäubung der Blüten erfolgt dann einerseits durch Bienen und Hummeln - andererseits durch den Wind. Wenn dann die kleinen blauen Blüten verblüht sind, bleibt ein runder Knospenkorb. Dieser Samenkorb hat dann 4, manchmal auch 7 Samen. So ist das halt, wenn man der Natur seinen Lauf lässt.
Bereit zur Ernte
Wann der Lein reif ist? Das entscheiden bei Karl Hogl keine Computerprogramme oder Maschinen. Er besucht die Felder selbst regelmäßig und kostet einfach die Leinsamen. Die richtige Härte der Samen ist für ihn da entscheidend. Sagt seine Erfahrung, dass der richtige Zeitpunkt für die Ernte gekommen ist, dann wird gedroschen. Was beim Lein aufgrund seiner niedrigen Wuchshöhe gar nicht so einfach ist. Auch ein Grund, warum es nicht viele heimische Bio-Leinbauern gibt. Dabei werden auch gleich die Leinsamen aus der Kapsel gelöst. Danach werden die Leinsamen er nur mehr getrocknet, gesäubert und gelagert. Bis Georg Gilli von der Ölmühle, nur 5 Kilometer entfernt, seine Ölpresse anwirft und daraus unser Saint Charles Frische-Leinöl besonders schonend presst. Aber das wird eine andere Geschichte. Direkt am Leinfeld verriet uns Karl Hogl dazu auch gleich seinen persönlichen Gesundheitstipp: Er nimmt täglich ein Esslöffel Leinöl mit Kurkuma und schwarzem Pfeffer. Wohl bekomm´s.
Wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch im schönen Weinviertel!