Die Europäische Tradition mag noch nicht so lange bestehen wie die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), doch sind sich alle traditionellen Systeme darin einig, dass Krankheit als ein verlorenes Gleichgewicht zu sehen ist, alles geistige, seelische und energetische Ursachen hat. Das Lebewesen steht im Mittelpunkt, also der ganze Mensch und nicht nur einzelne Organe oder Teile. Gute Lebensführung und gesundes Essen sind unerlässlich für die Gesunderhaltung ist und alle Erkenntnisse der Welt, die wir auf Erden besitzen, nur aus dem Licht der Natur stammen.
Geschichte und Vier-Säftelehre
Hippokrates von Kos und Galenus von Pergamon gelten als Begründer der Humoralpathologie (Vier-Säfte-Lehre). Die TEM hat griechische, römische, vielleicht auch ägyptische Wurzeln, nahm germanische, keltische und slawische Impulse auf. Im Mittelalter erreichte die Klostermedizin mit Hildegard von Bingen einen Höhepunkt. Vertreter der TEM sind der Arzt und Philosoph Paracelsus genauso wie Samuel Hahnemann mit der Homöopathie, Rudolf Steiner mit der Anthroposophie und Pfarrer Sebastian Kneipp mit den fünf Säulen für ein gesundes Leben. Der medizinische Umbruch im 19. Jahrhundert mit der Hinwendung zur Zellularpathologie beendete die Ära der TEM als universitäre Medizin. Sie lebte aber im Volk und bei traditionellen Heilern weiter.Die Basis der TEM ist die Vier-Säftelehre. Hippokrates und Galenus von Pergamon gelten als Begründer der Humoralpathologie. Hippokrates hat den Elementen Wasser, Luft, Feuer und Erde die vier Körpersäfte sanguis (Blut), phlegma (Schleim), cholé (Gelbgalle) und melancholé (Schwarzgalle) mit den dazugehörigen Temperamenten Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker und Melancholiker zugeordet. Auch die Qualitäten von trocken und feucht; warm und kalt sowie zugeteilte Organe kennzeichnen die Archetypen. Gesundheit war als Eukrasie, das richtige Mischungsverhältnis der Säfte definiert, wobei die Säfte Symbol für energetische Wirkprinzipien im Körper sind. Von Dyskrasie spricht man, wenn ein Ungleichgewicht der Säfte vorhanden ist.
Ärztliche Diagnose und Therapiemethoden
In der TEM wird kein einzelnes Symptom behandelt, sondern das Zusammenspiel der Organe und Funktionen beachtet. Beobachtungsgabe und die Sensibilität der Sinne helfen dem TEM-Arzt bei der Diagnose. Inspektion (Anschauen), Palpation (Betasten), Auskultation (Abhören), Iridologie (Irisbefundung), Zungen-, Puls- und Segmentbefundung vervollständigen neben dem ausführlichen Gespräch das Bild. Mit Hilfe umfassender Diagnosemethoden und Aufmerksamkeit auf das Zusammenspiel aller Organe und Funktionen lassen sich Schwächen erkennen, die sich irgendwann in einer Krankheit manifestieren können. Mit den vielschichtigen TEM-Anwendungen und Therapien versucht man dies zu verhindern.Um das Ungleichgewicht der Säfte auszugleichen wendet man basierend auf den fünf Säulen von Pfarrer Kneipp verschiedene und neu entwickelte Methoden an:
- Spezielle Untersuchung durch den TEM-Arzt
- Massagen, Reflexologie/Reflexpunkt-Behandlung oder Ganzheitliche Vier-Temperamente-Behandlung „Reflexologie“ (individuelle Massagegriffe, Reflexpunkt-Behandlungen sowie Kräuter und Öle)
- Individuelle Wickel und Wasseranwendungen
- Aderlass nach Hildegard von Bingen
- Typgerechte Ernährung, Fasten, Entgiften & Entschlacken
- Lebensordnung und Spiritualität
- Bewegung: Wandern, Bogenschießen und Wyda (das Yoga der Kelten, bringt Energie, Beweglichkeit und innere Zentriertheit)
- Spagyrik
Produkte aus Heilpflanzen und Kräutern der TEM
- Urtinkturen: Sind alkoholische Auszüge der frischen Pflanze. Eine sehr intensive, wirkungsvolle Pflanzentinktur.
- Gemmotherapie/Embryonale Zelltherapie: In der Gemmotherapie wird ausschließlich embryonales Pflanzengewebe d.h. besonders teilungsaktive Pflanzenteile verwendet z.B. Knospen, Triebe und Wurzelspitzen. Der Reichtum an Eiweiß (Protein) in diesen Pflanzenteilen ist enorm.
- Ätherische Öle: Das ätherische Öl ist die reine flüssige Essenz der Pflanze. Ätherische Öle wirken unmittelbar auf das limbische System und damit auf der seelisch-emotionalen Ebene. Sie haben antiseptische, antivirale, antiparasitäre und fungizide Eigenschaften.
- Blütenwässer: Blütenwässer werden nach Jahrhunderte alten Tradition mittels schonender Wasserdampf-Destillation hergestellt. So gewonnenes Blütenwasser trägt alle wertvollen Informationen in sich.
- Lithotherapie/Steinheilkunde: Paracelsus zufolge, wird alles maßgeblich von den Grundelementen Merkur, Sulfur und Sal bestimmt. Da eine Analogie zwischen Menschen und Kosmos besteht, findet der Mensch das richtige Heilmittel in seinem unmittelbaren Umfeld.
Quelle (auszugsweise): Bad Kreuzen - Traditionelle Europäische Medizin [14.10.2019]